Schwanberglauf

Geschichte

Schwanberglauf – das „Original“ ...

... und es geht weiter

Im Juli 1984, also noch vor dem Einsetzen des großen Laufbooms, fiel im Unterfränkischen Iphofen der erste Startschuss zu einer Laufveranstaltung, die in ihrer Art weit und breit bis heute ihresgleichen sucht. Die Attraktivität der Strecke machte in Läuferkreisen ebenso die Runde wie der herzliche Empfang beim Zieleinlauf auf dem einzigartigen Casteller Weinfest. Von Jahr zu Jahr begeisterten sich mehr und mehr Läufer für den Schwanberglauf und so mancher, der hier erstmals die Joggingschuhe zu einem Wettkampf geschnürt hat, soll dabei endgültig von der Begeisterung für diese Sportart gepackt worden sein. Geradezu bezeichnend für das Phänomen Schwanberglauf und seine erlangten Stellenwert ist der Umstand, dass im vergangenen Jahr, als erstmals seit Gründung kein Lauf veranstaltet wurde, am üblichen Veranstaltungstermin, dem ersten Freitag des Casteller Weinfestes, sich sage und schreibe 230 Unentwegte spontan zur gewohnten Startzeit am gewohnten Ort, dem weltberühmten Rödelseer Tor, einfanden, um wie gewohnt ihr „Original“ zu absolvieren. Wie ist so etwas zu erklären?

Für Wettkampfsportler war der Schwanberglauf zunächst eher ein unprofessioneller Amateurlauf. Bei den ersten Austragungen war man noch auf der Suche nach der optimalen Streckenführung. Mehrere Varianten wurden über die Jahre erprobt. Es wurde teilweise auf schlecht befestigten Wegen oder gar auf tiefem Laubboden quer durch den Wald gelaufen. Für die Teilnehmer bedeutete dies des öfteren noch eher Abenteuer als Wettkampf. Einige meinen sich sogar daran zu erinnern, dass der Kurs einmal oben am Berg aufhörte und sich jeder seine eigene Wegführung hinunter zum Verbindungsweg nach Castell suchte. Die angenehme Atmosphäre nach dem Zieleinlauf auf dem weiträumigen Weinfestgelände entschädigte aber reichlich und jeder Teilnehmer freute sich über den vom Fürsten spendierten Schoppen. Da die Sportler am Weinfestgelände auch von den übrigen Weinfestbesuchern sehr schnell eine hohe Akzeptanz erfuhren, stand fest, dass die nicht alltägliche Idee einer Symbiose aus Lauf-Event und Weinfest gelungen war. Der Schwanberglauf war bald ein fester Bestandteil des Weinfestes und nicht selten war dann der Eröffnungs-Freitag auch einer der bestbesuchtesten Tage.

Außergewöhnlich, ja einmalig ist die Strecke selbst. Kaum ein passionierter Läufer wird auf Anhieb einen vergleichbaren Lauf nennen können. Bei welcher anderen Veranstaltung läuft man schon von A nach B, wie hier vom Startin Iphofen über den Berg zum Ziel nach Castell. Dieser Umstand bedeutet zwar eine gewisse Herausforderung an die Organisatoren, bietet den Läufern aber ein ganz besonderes Erlebnis. Der Kurs selbst ist prinzipiell für jedermann geeignet, egal, ob man ihn gemütlich oder ambitioniert angehen will. Für „Laufgenießer“ bietet er sehenswerte, landschaftlichen Reize: er zieht sich hinauf durch die Weinberge Iphofens, durch den Wald auf einem zum Teil recht steilen Hohlweg bis zum höchsten Punkt der Strecke an der Drachenfliegerschanze. Vorbei am Schloß Schwanberg geht es den Nordkamm des Schwanbergs entlang auf historischen (Wald-) wegen bis zum Waldrand oberhalb des Zielortes, wo den Läufer ein einzigartiger Blick auf das malerisch am Fuß der Weinberge gelegene Castell erwartet. Dann geht es hinab durch die Weinberge, über einen Wiesenweg und die Casteller Straßen in den Schlosspark, wo auf dem Weinfestgelände das Ziel wartet. Dem ehrgeizigen Läufer bleibt wenig Zeit, sich an diesen Dingen zu erfreuen, denn aufgrund ihres interessanten Höhenprofils fordert ihm die Laufstrecke alles ab: die 200 Meter Höhenunterschied auf den ersten 2,6 Kilometern vom Start am Rödelseer Tor bis zum Schwanbergplateau bedeuten für jeden bei entsprechendem Tempo eine sportliche Herausforderung. Oben angelangt zeigt sich dann, ob die Kräfte gut eingeteilt wurden und man den nun folgenden, größeren Teil der Strecke, der vorwiegend bergab führt, zügig angehen kann.

Doch für alle, ob Genussläufer oder Bestzeitjäger - auch wenn es nur die eigene ist - steht am Schwanberg stets das gemeinsame Sporttreiben im Vordergrund. Nach dem Lauf treffen sich alle, ob Spitzenathlet oder Hobbyläufer, Power-Walker oder Wanderer, auf dem Weinfest. Wer hier in Castell einmal dieses spezielle Flair und diese Zwanglosigkeit erlebt hat, der kommt bestimmt irgendwann wieder. Die steigenden Teilnehmerzahlen, die der Schwanberglauf besonders seit Anfang der 90er Jahre zu verzeichnen hatte, waren daher eine logische Konsequenz.

Untrennbar verbunden mit der Geschichte des Schwanberglaufes ist der Name eines Mannes: Franz Brosch. Im Jahre 1984 war er es, der den Lauf ins Leben rief und bis zu seiner letzten Durchführung 20 Jahre lang für die Organisation verantwortlich zeichnete. Nachdem der Iphöfer Franz Brosch 1982 als CSU-Abgeordneter in den Bayerischen Landtag eingezogen war, erwies er sich auf seiner Suche nach Kontakten zu den verschiedensten Wählergruppen schon bald als sehr kreativ bei der Organisation von geeigneten Events. Für ihn als langjährigen Hobby-Ausdauersportler lag es dabei besonders nahe, für Personen aus dem Sportlergenre beispielsweise Radveranstaltungen zu initiieren. So veranstaltete er Radtouren durch den südlichen Landkreis und den Ochsenfurter Gau und gemeinsam mit der Radsportabteilung der Turngemeinde Kitzingen auch im Landkreis Kitzingen. Im Jahr 1984 wurde das neu erbaute Kitzinger Kreiskrankenhaus seiner Bestimmung übergeben. Als heimatverbundener Abgeordneter suchte er nach Möglichkeiten, Spendengelder für dessen Förderverein zu sammeln. Hierfür dachte er diesmal an eine Laufveranstaltung. Als sich der Casteller Fürst, zu dem er ein gutes Verhältnis hatte, bereit erklärte, Preise für die Läufer zu spendieren, war das Projekt im Groben schon geboren: von seiner Heimatstadt Iphofen nach Castell sollte es sein, auf Wegen, die er von eigenen Trainingsläufen gut kannte. Die Startgelder sollten dem Kreiskrankenhaus zu gute kommen. Durch seinen Einfluss als Politiker war die Mitarbeit von Polizei, Feuerwehren und Rotem Kreuz schnell gesichert. Der Schwanberglauf war geboren. „Laufen für einen guten Zweck“ wurde zum Grundmotto. Franz Brosch erachtet es als ein Geheimnis des Erfolges dieses Laufes, dass jedermann angesprochen war, daran teilzunehmen. Um dies deutlich zu machen, erhielten neben den Siegern bei Frauen und Männern stets auch der jüngste und der älteste Teilnehmer ein Präsent. Spitzenläufer waren natürlich ebenso willkommen, schon allein, um den übrigen Teilnehmern als Vorbilder zu dienen und um Anreize zu schaffen. Franz Brosch macht kein Geheimnis daraus, dass ihm „sein“ Schwanberglauf immer, besonders aber zu Wahlkampfzeiten, als eines der „außergewöhnlichen und nicht normalen Dinge“ diente, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern und Wählerstimmen zu gewinnen. Höhepunkt bei diesen seinen Bemühungen war im August 1998 ein ganzseitiger Bericht auf der erlesenen Seite 3 der Münchener Abendzeitung mit dem Titel „Pizza, Pasta und Politik...“, bei dem auch sein Engagement für den Schwanberglauf in einem eigenen Absatz rühmlich erwähnt wurde.

Überschaubare Teilnehmerzahlen machten es anfangs möglich, dass Franz Brosch auch selbst noch die Joggingschuhe schnürte. Als Mitte der 90er die Läuferzahlen stark anstiegen, war es ihm wichtiger, selbst für die Sicherheit der Läufer da zu sein und fuhr nach dem Startschuß gleich nach Castell in den Zieleinlauf. Was er sich jedoch bis zur letzten Austragung nicht nehmen ließ, war das Ablaufen der Strecke am Morgen vor dem Wettkampf, um Beschaffenheit des Kurses und Wegmarkierungen zu kontrollieren. Natürlich unterstützte er auch sein Team bei der organisatorischen Nachbereitung, welche im Anschluß an den Lauf begann und oft erst nach Mitternacht abgeschlossen war.

Werbung für den Schwanberglauf gab es ganz am Anfang ausschließlich in der lokale Presse. Insbesonders Mundpropaganda machte ihn über die Jahre bekannt und interessant. Die persönlichen Einladungen, die das Organisationsteam in den 90er-Jahren an frühere Teilnehmer verschickte, wurden in Läuferkreisen zudem als sehr positiv bewertet und trugen sicherlich auch zum enormen Anwachsen der Teilnehmerzahlen bei.

Die Eigenarten des Laufes sprachen sich herum. Ab April konnte man die ersten Trainingsgruppen beobachten, die an der Steigung hinauf zur Drachenfliegerschanze ein Bergtraining für den großen Tag absolvierten.

Mit dem Aufschwung der Joggerwelle stieg aber auch der Ehrgeiz der Sportler. Bei oft sommerlichen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit erfuhren besonders die noch unerfahrenen Läufer manchmal auf recht unangenehme Weise, dass es die Streckenführung des Schwanberglaufes in sich hat. So ereigneten sich unterwegs einige ernste Zusammenbrüche, sowie schwerwiegende Schwächeanfälle im Zielraum. Mehrere Einsätze der Rettungswagen und in drei Fällen sogar des Hubschraubers waren über die Jahre für die Gesundheit der Teilnehmer nötig. Gott lob gab es aber keinen Todesfall. Die Veranstalter versäumen es auch niemals, vor dem Startschuß noch einmal an die Vernunft der Läufer zu appellieren.

1984 begann alles mit DM 5,- Nenngeld, wobei die Höhe der Spende schon damals nach oben offen gelassen wurde. Rufe nach Gleichberechtigung führten dazu, dass die anfangs mit einem Weinpräsent bedachten besten 20 Männer und 5 Frauen in je 10 Ausgezeichnete umgewandelt wurden. Kurios die Tatsache, dass es immer wieder vorkam, dass trotz Streckenmarkierungen immer wieder Läufer vom Weg abkamen und sich verliefen. Rödelsee, Wiesenbronn und sogar Birklingen waren Orte, an denen Teilnehmer abgeholt werden mussten. Franz Brosch selbst lotste einmal bei schon einsetzender Dunkelheit einen Amerikaner per Handy aus dem Wald nach Castell.

Eine wesentliche Erleichterung für die Organisatoren bedeuteten Mitte der 90er Jahre die Möglichkeiten des Internet. Ausschreibung, diverse Infos und Ergebnislisten standen auf der Homepage von Franz Brosch. Auch die Anmeldung per eMail vereinfachte vieles. Bezeichnend für den geradezu familiären Charakter der Veranstaltung war in den letzten Jahren auch die Handhabung der veröffentlichten Ergebnisliste. Läufer, die beim Zieleinlauf versehentlich nicht erfasst wurden, konnten sich nachträglich melden und wurden mit ihrer eigenhändig gestoppten Zeit nachträglich aufgenommen. Wo immer möglich; wurden so Fehler unbürokratisch behoben.

Ein großer Dank gilt an dieser Stelle dem bisherigen Organisationsteam um Frau Güntner, der Sekretärin von Franz Brosch. Sie und ihre Helfer haben den Schwanberglauf zu dem gemacht, was er heute ist und wie er im großen und ganzen auch weiterhin bestehen soll. Wenn man zudem bedenkt, dass ein Drittel der gesamten Spendeneinnahmen des Fördervereins des Kreiskrankenhauses Kitzingen durch den Schwanberglauf erlöst wurde, ist deren Leistung nicht hoch genug einzuschätzen.

Dank an den TSV Iphofen für die Hilfe bei der Zeitnahme und Auswertung und dem TSV Castell besonders für die Bereitstellung der Duschen im Sportheim. Dank an die vielen freiwilligen Helfer, egal ob an der Anmeldung, auf der Strecke, an den Wasserstationen, oder im Zielbereich.

Dank auch an das Bayerische Rote Kreuz und die Feuerwehren von Iphofen, Rödelsee und Castell, deren Unterstützung immer außergewöhnlich gut geklappt hat und die auch in Zukunft an der Veranstaltung beteiligt sein werden. Gleiches gilt auch für die Einsatzteams der Polizei

Dank an die Stadt Iphofen, die an der Seite ihres Stadtrates Franz Brosch erhebliche Aufwendungen besonders bei der Präparierung der Laufwege geleistet hat. Auch die evangelische Stiftung Schloß Schwanberg, die Gemeinden Rüdenhausen, Wiesenbronn und Castell halfen beim Ausschneiden von Bäume und Gebüsch etc und leisteten so wertvolle Arbeiten bei der Instandsetzung des Kurses als ganzjährige Wanderwege.

Dank an alle Sponsoren, die in irgendeiner Form, meist im Hintergrund und ungenannt, zum Gelingen beigetragen haben. Ein besonderer Dank gilt schließlich dem Fürst von Castell, der über die Jahre nicht nur sämtliche Weinpräsente bereit stellte, sondern stets auch den Organisatoren in vielerlei Hinsicht mit Rat und Tat zur Seite stand.

Nach dem Rückzug von Begründer und Organisator Franz Brosch bestand seit dem letzten Jahr die Gefahr, dass es die so erfolgreiche Veranstaltung Schwanberglauf nicht mehr geben würde. Aus den Reihen derer, für die der erste Freitag des Casteller Weinfestes durch den Schwanberglauf ein fester Bestandteil des sportlichen Jahreskalenders war, formierte sich eine Gruppe, die sich die Fortführung dieser traditionellen Laufveranstaltung zum Ziel machte. Zunächst wurde in Zusammenarbeit mit dem Leiter des Fürstlich Castell´schen Domänenamtes, Herrn Rebitzer, der eigentlich ausfallende Lauf im Juli 2003 spontan und mit Erfolg improvisiert. Im Herbst wurden die Interessen in Iphofen und Castell sondiert und das Feld bereitet für eine weitere Austragung unter neuer Regie im Jahre 2004. Diese Neuauflage ist nun ein gemeinsames Projekt des Laufteams der Turngemeinde Kitzingen und der Laufgruppe des Kreiskrankenhauses Kitzingen, in Zusammenarbeit mit dem Fürstlich Castell´schen Domänenamt. Die Initiatoren wollen alles daran setzen, dass der Schwanberglauf diese beliebte und einzigartige Veranstaltung bleiben wird.

... und es ging weiter!

Mit der 20. Auflage des Schwanberglaufes im Jahr 2004 übernahmen in Partnerschaft mit der TG Kitzingen Norbert Henneberger und Dr. Wolfgang Karmann die organisatorische Leitung der zur Tradition gewordenen Veranstaltung.

Durch die angestiegenen Teilnehmerzahlen wurde eine umfassendere Versorgung der Athleten nötig. Der Shuttle-Transfer von Castell nach Iphofen, die elektronische Zeitabnahme, die Installation der Männerduschen und auch die vermehrte Belastbarkeit der Strecke gehen auf das Konto der beiden Organisatoren zurück.

Eingespielte und professionellere Strukturen machten es einerseits möglich, zum 25. Jubiläumslauf im Jahr 2009 erstmals über eintausend Läufer auf die Strecke zu schicken und andererseits das besondere Flair der Strecke weitestgehend zu bewahren.

Eingebettet in die von Weinbergen umrahmte Strecke zwischen dem Rödelseer Tor in Iphofen und dem unvergleichlichen Ambiente des Weinfestes im Schloßpark Castell bleibt dieser Abend Jahr für Jahr unvergessen.

In freundschaftlicher Weise geht die Verantwortung für den Schwanberglauf nach zehn Jahren ab 2014 in neue Hände über. Herzlichen Dank für zehn begeisternde Wettkämpfe an Norbert Henneberger und Dr. Wolfgang Karmann!

Der Schwanberglauf soll auch in Zukunft in seinen gewohnten Strukturen das Aushängeschild des Lokalsports im Raum Kitzingen bleiben, unter dem Motto:„Laufen für einen guten Zweck“!